Blick über den Tellerrand auf der GEL 2011: The world’s top creative leaders exploring good experiences – CEN-Xchange Juni

Seit 2003 findet jedes Frühjahr in New York die von Mark Hurst gegründete GEL (= Good Experiences Live) Konferenz statt. Sie führt Menschen zusammen die aus erster Hand erfahren möchten, wie gute Erlebnisse in so vielfältigen Bereichen wie Kunst, Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Alltagsleben vermittelt werden können. Die diesjährige GEL Konferenz zählte über 700 Teilnehmer(innen), überwiegend aus den U.S.A. Miriam Bleuler machte sich aus Europa auf den Weg, um an der GEL mehr über Ansatzpunkte für aussergewöhnliche Erlebnisse zu erfahren.

Das Motto der jüngsten GEL, «The world’s top creative leaders, exploring good experiences», führte so unterschiedliche Personen wie Musiker, Filmkritiker, Stiftungsgründer, Erzähler und Risikofinanzierer zusammen. Die dreitägige Konferenz bestand aus einer Serie von Vorträgen, Demonstrationen und Besichtigungstouren. Miriam hatte natürlich die Qual der Wahl, welche Veranstaltungen des sehr vielfältigen Programms sie selbst miterleben wollte.

So stellte ein Künstlerpaar vor, wie aus gedankenverlorenen Kritzeleien beim Telefonieren durch wenige, einfache Zeichenregeln wahre Kunstwerke, sogenannte «Zentangles», entstehen können. Ihr Ansatz lautete: «Anything is possible, one stroke at a time». Wie man auch im Grossstadtdschungel Wein kelten kann wurde vor Ort in der Brooklyn Winery demonstriert. Die Grundidee ist dabei fast ebenso einfach wie bei den Zentangles: Wenn die Stadtbewohner kaum Kontakt mit einer Kelterei haben können, muss eben die Kelterei in die Stadt kommen. Und so lassen sich viele New Yorker in Schnupperkursen bis hin zu aufwändigen Lehrgängen zeigen, wie man selbst Hand anlegen muss um nach viel Arbeit und Geduld einen selbst gekelterten Wein geniessen zu können. An einem anderen Tag konnte man in die Geschichte der Dead Horse Bay eintauchen. In dieser einstigen Insel wurde seit den 1980er Jahren eine Müllhalde vom Meer so ausgewaschen, dass sich deren Inhalt nach und nach über den Strand ergiesst. Was für manche schlicht  Umweltverschmutzung ist gilt für Hobbyhistoriker als ein wahres Mekka. Viele Fundstücke sind stumme Zeugen der Lebensweise der New Yorker seit den 1950er Jahren und der lokale Nutzung der einstigen Insel vor den Toren Brooklyns. Inzwischen ist aus ausgewählten Fundstücken sogar ein Museum entstanden, das die lokale Geschichte der Dead Horse Bay seinen Besuchern auf eine sehr ungewöhnliche Weise näher bringt.

Was haben diese vielfältigen Initiativen gemeinsam? Sie leben von einer einfachen Grundidee, die auf attraktive Weise vermittelt wird. Und von dem Mut, neue Wege zu beschreiten. Diesen Mut vermittelte auch die GEL Konferenz auf unterschiedliche Weise. Sie regt dazu ein, Grenzen zu überwinden, Unbekanntes zu suchen statt zu meiden und sich gezielt in andere Fachbereiche zu bewegen um neue Perspektiven und Einsichten zu gewinnen. Wohl kaum irgendwo sonst wird das inzwischen allgegenwärtig geforderte interdisziplinäre Denken so gelebt wie an GEL Konferenzen.

Miriams Begeisterung für Ihre Erlebnisse in New York waren ansteckend. Dennoch machte sich nach ihrem Erfahrungsbericht so etwas wie Ernüchterung im Publikum breit. Weshalb reisen nur so wenig Europäer zur GEL Konferenz? Weshalb war selbst die bisher einzige GEL Konferenz in Europa 2006 scheinbar sehr schlecht besucht? In der offenen Diskussion wurden verschiedene mögliche Ursachen ins Feld geführt. Liegt es an der mangelnden CX-Reife europäischer Firmen, und damit schlichtweg an der geringeren Nachfrage nach solchen Konferenzen? Trägt die U.S.-amerikanische Kultur des offenen Wissensaustausches dazu bei, die sogar ihren baulichen Ausdruck in zahlreichen «Convention Centers» findet?

Die höchstmögliche Motivation, die Customer Experience in einem bestimmten Bereich zu verbessern entsteht sicher dann, wenn ein starker Veränderungsdruck auf eine persönliche oder gar organisationelle Begeisterung für CX stösst. Ein gewisser Konsens bestand bei der Einschätzung, dass «wir» uns in Europa sehr (zu?) stark nach kurzfristigen Aufwand-Nutzen Einschätzungen leiten lassen, und die längerfristigen Früchte eines regelmässigen offenen Austausches unterschätzen. In den Augen der CEN X-Change Besuchern fällt es den U.S.-Amerikanern leichter, niederschwellige Angebote bereitzustellen und ihre persönliche «Komfortzone» zu verlassen. Ein wenig Neid schadet uns an dieser Stelle sicher nicht.

CX Fundstücke

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